
Ehrenpreis des 34. FILMKUNSTFESTs Mecklenburg-Vorpommern für Barbara Sukowa
Für ihre „Verdienste um die deutsche und internationale Filmkultur“ wird Barbara Sukowa im Rahmen des 34. FILMKUNSTFESTs MV mit dem „Goldenen Ochsen“ geehrt. Die Preisverleihung findet am 10. Mai 2025 im Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin statt.
Der künstlerische Leiter des FILMKUNSTFESTs MV, Volker Kufahl, begründet die Entscheidung: „Barbara Sukowa gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Schauspielerinnen aus Deutschland. Ihre lange, internationale Karriere ist von zahlreichen künstlerischen Höhepunkten und Erfolgen geprägt. Mit ihrem Spiel verleiht sie all ihren Figuren ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit und Tiefe. Ihre Verkörperung historischer Persönlichkeiten, insbesondere in den Filmen von Margarethe von Trotta, bereichert unser Verständnis dieser Frauenbiographien und prägt damit unser kollektives Gedächtnis mit.“
Die 1950 in Bremen geborene Schauspielerin, die gerade ihren 75. Geburtstag gefeiert hat, verkörperte in ihrer Karriere viele großartige Frauenrollen auf sehr überzeugende Weise: Als Rosa Luxemburg im gleichnamigen Film von Margarethe von Trotta wurde sie 1986 mit der Goldenen Palme in Cannes und dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Als Lola (1981, Rainer Werner Fassbinder) und Hannah Ahrendt (2012, von Trotta) gewann Sukowa zwei weitere Deutsche Filmpreise. Viele weitere Preise aus den Jahren 1981 bis 2024 zeugen von Barbara Sukowas herausragender schauspielerischen Leistung und ihrem großartigen Beitrag zur deutschen und internationalen Filmkultur.
Ein Schuljahr in den USA, in dem Barbara Sukowa zur besten Schultheaterdarstellerin des Orange Countys gewählt wurde, gab die Initialzündung, die Schauspielerei zum Beruf zu machen. Sie absolvierte ein Schauspielstudium am Berliner Max-Reinhardt-Seminar und arbeitete an mehreren großen Bühnen. Parallel begann sie, sich als Film- und Fernsehschauspielerin zu etablieren. Mit der Rolle der Mieze in Rainer Werner Fassbinders Fernsehinszenierung "Berlin Alexanderplatz" (1980) gelang Sukowa der Durchbruch vor der Kamera.
Barbara Sukowa arbeitete in ihrer Karriere mit vielen bedeutenden Regisseuren zusammen: In Margarethe von Trottas Filmen (u.a. "Die bleierne Zeit", 1981, "Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen", 2009, "Die abhandene Welt", 2015) spielt sie oft die Hauptrollen. Auch in Lars von Triers "Europa" (1991) sowie hochkarätigen amerikanischen Produktionen wie u.a. David Cronenbergs "M. Butterfly" (1993) und Cindy Shermans "Office Killer" (1997) glänzt sie.
Zu Barbara Sukowas künstlerischem Schaffen zählen auch Auftritte als Sängerin. Ende der 1980er Jahre führte sie mit dem Schönberg-Ensemble"Pierrot Lunaire" auf. Seither gibt sie weltweit klassische Konzerte und arbeitete unter anderem mit den Dirigenten Claudio Abbado, Kent Nagano und Esa-Pekka Salonen. Hervorzuheben sind besonders die Aufnahmen „Im wunderschönen Monat Mai“ von Reinbert de Leeuw und „Peter und der Wolf“, dirigiert von Claudio Abbado. Parallel zur klassischen Musik widmet sich Sukowa auch der Rockmusik. Zusammen mit Robert Longo gründete sie die Band "Barbara Sukowa & The X-Patsys".
In mittlerweile über 50 Jahren als Schauspielerin vor der Kamera, erweckt die nach wie vor vielgefragte Barabara Sukowa das Gefühl, sie erfinde sich immer wieder neu. Dennoch gehört die Darstellung kämpferischer und selbständiger, Unabhängigkeit und Freiheit suchender Frauen gewissermaßen zu ihrem Profil. Seien es nach historischen Vorbildern Hildegard von Bingen, Rosa Luxemburg, Gudrun Ensslin, Hannah Arendt oder Gala, die Ehefrau von Salvador Dalí (Dalíland, 2023), seien es fiktive Charaktere wie Lena ("Die Entdeckung der Currywurst", 2008, nach der Romanvorlage von Uwe Timm) oder die konservative EU-Politikerin Mathilda in dem demnächst anlaufenden Drama "Klandestin" von Angelina Maccarone.
Eine herausragende und ungewöhnliche Rolle spielte Sukowa auch in "Wir beide" ("Deux", 2019, Regie: Filippo Meneghetti), über zwei Seniorinnen und Nachbarinnen, die ihre lesbische Beziehung seit Jahren geheim halten. Sukowa erhielt dafür beim Prix Lumières in Frankreich (hier zusammen mit Martine Chevallier und als erste deutsche Schauspielerin) den Preis als Beste Darstellerin und war zudem in dieser Kategorie für den renommierten César nominiert.
Seit 1991 lebt Barbara Sukowa in New York. In Hollywood zu arbeiten, war nie ein Traum von ihr - auch wenn sie etwa in dem Actionfilm "Atomic Blonde" (2017) eine Nebenrolle als Gerichtsmedizinerin hatte und 2023 in "Air" als Adidas-Erbin auftrat. Und natürlich ist Barbara Sukowa, die Frau mit den vielen Talenten, auch in US-Serien zu sehen, wie in "12 Monkeys" (2015-2018) oder "Constellation" (2024).
Die ihr gewidmete Hommage des 34. FILMKUNSTFESTs MV vom 6. bis 11. Mai 2025 wird einige von Barbara Sukowas größten Erfolgen präsentieren, darunter „Hannah Arendt“ und „Rosa Luxemburg“.
Am Samstag, den 10. Mai 2025, wird Barbara Sukowa den „Goldenen Ochsen“ aus den Händen von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig im Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin entgegennehmen.
Zu den bisherigen Ehrenpreisträger*innen des FILMKUNSTFESTs MV gehören unter anderem Corinna Harfouch, Hanna Schygulla, Senta Berger, Matthias Habich, Mario Adorf, Katharina Thalbach und Otto Sander. Zuletzt erhielt 2024 Volker Schlöndorff die Ehrung. In seinem Film "Homo Faber" (1991) glänzte Barbara Sukowa in der Rolle der Hanna.
Alle Preisträger*innen im Überblick:
EHRENPREIS - DER GOLDENE OCHSE
VOLKER SCHLÖNDORFF
HAUPTPREIS IM SPIELFILMWETTBEWERB - DER FLIEGENDE OCHSE
gestiftet vom Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern | dotiert mit 10.000 Euro
IN LIEBE, EURE HILDE (Regie: Andreas Dresen)
NDR-REGIEPREIS IM SPIELFILMWETTBEWERB
gestiftet vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) | dotiert mit 5.000 Euro
TREASURE (Regie: Julia von Heinz) und WALD (Regie: Elisabeth Scharang)
PREIS FÜR DIE BESTE DARSTELLERISCHE LEISTUNG IM SPIELFILMWETTBEWERB
gestiftet von LOTTO MV | dotiert mit 3.500 Euro
Liv Lisa Fries (IN LEBE, EURE HILDE)
Lobende Erwähnung: Gerti Drassl (WALD)
NACHWUCHSPREIS FÜR DIE BESTE DARSTELLERISCHE LEISTUNG IM SPIELFILMWETTBEWERB
gestiftet von den Stadtwerken Schwerin | dotiert mit 2.500 Euro
Johannes Hegemann (IN LIEBE, EURE HILDE)
Spielfilmjury: Anne Ratte-Polle, Milan Peschel, Georg Maas
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PUBLIKUMSPREIS IM SPIELFILMWETTBEWERB
gestiftet von der Schweriner Volkszeitung | dotiert mit 3.000 Euro
TREASURE (Regie: Julia von Heinz)
PREIS DER DEUTSCHSPRACHIGEN FILMKRITIK (FIPRESCI) FÜR EINEN FILM IM SPIELFILMWETTBEWERB
Undotiert
VERBRANNTE ERDE (Regie: Thomas Arslan)
FIPRESCI-Jury: Kira Taszman, Geri Krebs, Wilfried Hippen
PREIS FÜR DEN BESTEN DOKUMENTARFILM DES WETTBEWERBS
gestiftet von der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin | dotiert mit 5.000 Euro
HAUSNUMMER NULL (Regie: Lilith Kugler)
PREIS FÜR DIE BESTE BILDGESTALTUNG IM DOKUMENTARFILMWETTBEWERB
gestiftet von Sparkasse Mecklenburg-Schwerin | dotiert mit 2.500 Euro
HAUSNUMMER NULL (Kamera: Stephan M. Vogt)
Dokumentarfilmjury: Fabiana Fragale, Christoph Eder, Carsten Rau
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FÖRDERPREIS DER DEFA-STIFTUNG IM KINDER- UND JUGENDWETTBEWERB
gestiftet von der DEFA-Stiftung | dotiert mit 4.000 Euro
SIEGER SEIN (Regie: Soleen Yusef)
LEO – PREIS FÜR DEN BESTEN KINDER- UND JUGENDFILM IM WETTBEWERB
gestiftet von der Landeshauptstadt Schwerin | dotiert mit 2.500 Euro
RIVIÈRE (Regie: Hugues Hariche)
Jugendfilmjury: Ludwig Frohriep, Josie Marie Riemann, Josefine Rubach, Finja Fokken, Luminita Ciobanu, Marlene Sievert
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PREIS FÜR DEN BESTEN KURZFILM DES WETTBEWERBS
gestiftet von der Landeshauptstadt Schwerin | dotiert mit 4.000 Euro
HERRSCHAFT (Regie: David Graudenz)
Kurzfilmjury: Francy Fabritz, Maria Trigo Teixeira, Aleksey Lapin
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FÖRDERPREIS "GEDREHT IN MV"
gestiftet von der MV Filmförderung GmbH und der MV Film Commission | dotiert mit 5.000 Euro
UNENDLICHER RAUM (Regie: Paul Raatz)
PREISE DER KURZFILMNACHT
gestiftet von der Designschule Schwerin jeweils mit 250 Euro
Publikumspreis: KORRUPTION AUF ERDEN (Regie: Omid Mirnour)
Preis der Jury: GOD'S ANUS (Regie: Jan-David Bolt)